Tschüss, Autolein


Autolein

Du warst mir über sechs Jahre lang ein treuer Begleiter, mit dir bin ich mehr als 70.000 Kilometer durch die Weltgeschichte gefahren. Nur selten hast du gemuckt. Klar, ein paar neue Reifen hier, neue Bremsscheiben da. Aber wenn ich dich brauchte, warst du für mich da. Was hast du nicht alles für Leute auf dem Beifahrersitz kennenlernen dürfen, was sind wir nicht durch ganz Deutschland und Österreich gefahren. Niemals hatten wir einen Unfall, du hast immer rechtzeitig und scharf genug gebremst. Nur dieses eine Mal, als man dich hinten traf, wurdest du verletzt. Auch das hast du gut überstanden, genauso wie die Buckelpisten Kölns, die sich Straßen nennen.

Autolein

Aber nun bist du auch schon zehn Jahre alt geworden und damit altersschwach. Mag sein, dass ich mich in letzter Zeit nicht genug um dich gekümmert habe, dir nicht die Reparaturen angedeien ließ, die nötig waren. Du bist mir zu teuer geworden – vor allem für den einzigen kleinen Zweck, den du noch hattest: mich in die Arbeit zu bringen.

Autolein

Nach langer Zeit voller Zweifel und Überlegungen ging es dann jetzt doch schneller, als gedacht. Die zwei Araber, ganz Klischee wie es sich gehört, haben sich zwar Zeit gelassen, aber die Übergabe innerhalb von fünf Minuten abgeschlossen. Du bist mindestens doppelt so viel wert wie ich für dich bekommen habe. Aber so war die Trennung für mich – und ich hoffe auch für dich – kurz und schmerzlos.

Tschüss, Autolein. Mach’s gut, wo immer du jetzt auch bist! Ich hoffe, man gönnt dir noch ein paar Tage auf den Straßen dieser Welt. Ich werde an dich denken – spätestens, wenn ich im strömenden Regen auf dem Fahrrad in die Arbeit fahren muss.

Autolein