Am Tag Null nach Eyjafjallajökull


Es folgt ein Erlebnisbericht.

Seit aufgrund des Ausbruchs des Vulkans mit dem angeblich unaussprechlichen Namen Eyjafjallajökull vergangenen Donnerstag der deutsche Luftraum flugzeugfrei war, freute ich mich einerseits, dass die Natur mal wieder zeigt, dass der Mensch auch an Grenzen stößt und nicht mit seiner Technik über alles herrscht.

Andererseits bangte ich um den Flug nach München und zurück am heutigen Mittwoch. Ich hatte nämlich einen straffen Terminplan für diesen Tag:
10:00 Uhr – Abflug von Köln/Bonn Richtung München
11:00 Uhr – Ankunft in München
11:30 Uhr – Treffen mit Ex-Kollegin zum Mittagessen
14:30 Uhr – Präsentation
17:30 Uhr – Rückflug von München Richtung Köln/Bonn
18:30 Uhr – Ankunft in Köln

Die Tage bis vergangenen Montag

An den ersten Tagen des Flugverbots konnte ich mir noch gar nicht wirklich vorstellen, dass dies am Mittwoch tatsächlich noch Thema sein könnte. Dazu trugen aber auch die stundenweise immer wieder erweiterten Sperrungen bei. Die erste Ansage, dass die Sperrung wieder aufgehoben würde, war meiner Erinnerung nach auf die Nacht von Samstag auf Sonntag terminiert.

Am Montag checkten wir deshalb auch voller positiver Erwartungen schon einmal online ein. Erste Reihe, woohoo! So viele Plätze noch frei!

Gestern, Dienstag

Gestern Nachmittag war der Luftraum über Deutschland entgegen aller Voraussagen immer noch komplett gesperrt. Einer unserer Geschäftsführer fand auf dem Landweg endlich zurück nach Deutschland, nachdem sein Rückflug am vergangenen Donnerstag von Athen nicht stattfand. Es drangen aber bereits erste Meldungen zu mir hervor, dass die Chancen für eine Aufhebung am Folgetag ziemlich gut stünden. Ich sah auf der Website meines Flugbetreibers Germanwings nach, wo man sich – und dieser tolle, professionelle Service sei einmal hervorgehoben! – über den Status seines Flugs informieren und bei Bedarf kostenlos umbuchen konnte. Da stand, dass der Flug wie geplant stattfände. Sicherheitshalber vereinbarte ich mit meinem Chef, der mich auf dem Trip begleitete, dass wir mit dem Auto zum Flughafen fahren, falls sich spontan doch was ändere. Ebenfalls vereinbarten wir, morgens um 8 Uhr noch einmal den Status zu checken um gegebenenfalls direkt mit dem Auto die fünfstündige Fahrt nach München antreten zu können; was allerdings eine Absage des geplanten Treffens mit der Ex-Kollegin bedeutet hätte.

Abends, gegen 23 Uhr, sah ich noch einmal nach dem aktuellen Status des Flugs und bekam ein „gestrichen“ zu lesen.

Heute, Mittwoch. Der Hinflug

8 Uhr. Ich checke ein letztes Mal den aktuellen Status des Flugs und bin keiner frohen Erwartung, da ich nebenbei im Frühstücksfernsehen höre, dass der Luftraum immer noch nicht freigegeben ist. Der Status sagt: „Wird durchgeführt.“

8 Uhr 30. Ich treffe mich mit meinem Chef und wir fahren zum Flughafen.

9 Uhr. Die Parkplätze am Flughafen, sonst gerne mal brechend voll, sind fast leergefegt. Ebenso die Abflughalle. Auf der Tafel stehen sehr viele „annulliert“, nicht aber neben unserem Flug. Wir laufen zur Sicherheitsschleuse und erleben etwas, das uns noch nie passiert ist: Nur zwei Schleusen offen. Keine Warteschlange. In Echt! Keine einzige Person, die vor uns an der Schleuse stand. Das Personal ist sichtlich gelangweilt. Der Metalldetektor piept, obwohl ich kein Metall an mir trage – ich vermute, die machen das absichtlich, damit sie was zu tun haben. Ich rufe meine Ex-Kollegin an und bestätige ihr noch einmal, dass wir wie geplant ankommen und essen gehen können.

9 Uhr 45. Wir stehen am nun richtigen Gate, nachdem sich das ursprünglich ausgezeichnete ohne Vorankündigung geändert hat. Zwei Damen im Lufthansa-Kostüm stehen am Ausgang, fuchteln wild mit ihren Funkgeräten herum und beantworten allzu bereitwillig die Fragen der Passagiere: Nein, der Flug findet vorerst nicht statt, da der Luftraum nicht freigegeben ist und der im Ausnahmefall erlaubte Sichtflug bei den wolkenverhangenen Verhältnissen nicht drin ist. Und ja, alle Rückflüge aus München sind für heute gestrichen. Ich bin nicht blöd und habe ein internetfähiges Handy Smartphone. Das sagt mir nach ein paar Klicks Touchscreen-Berührungen, dass beide Behauptungen falsch sind.

9 Uhr 50. Eine Durchsage von einer der beiden Damen: Der Flug findet statt, aber nicht um 10 Uhr, sondern um 11 Uhr 55. Unschön, denke ich und rufe meine Ex-Kollegin an, um ihr abzusagen. Die Präsentation würden wir trotzdem noch gut schaffen.

10 Uhr. Noch eine Durchsage: Wir können boarden. Wow, wie schnell doch manchmal zwei Stunden vergehen…

10 Uhr 20. Wir heben ab.

11 Uhr 10. Wir landen sicher in München. Der Flughafen dort ist genauso leer wie in Köln. Ich rufe die Ex-Kollegin an, um ihr wieder zuzusagen. Beim dritten Versuch nimmt sie endlich ab.

Der restliche Tag

Wir folgten dann dem Terminplan wie wir uns das vorgenommen hatten. Das Treffen war total nett, die Präsentation lief super, wir waren sehr gut in der Zeit, um den Rückflug anzutreten. Und der fand fast pünktlich statt, denn seit 11 Uhr war tatsächlich der Luftraum über ganz Deutschland wieder freigegeben. Ein wenig Glück war dabei, denn die Flüge um uns herum waren trotzdem alle gestrichen worden.

Epilog

Ich weiß gar nicht, was alle haben. Klappt doch alles! 😉

Nein, es war eigenartig heute. Man hatte so eine Katastrophenstimmung, weil alles so leer war, man mit nichts rechnen konnte und flexibel sein musste. Eine Zitterpartie, gerade heute Morgen, ein Hin und Her, aber für uns zumindest mit gutem Ausgang.

Was so ein Vulkan alles anrichten kann. (cc) Joschenbacher, Wikimedia Commons