Barcelona, Madrid, Mailand – Hauptsache Italien


Den nahe liegenden Witz, den natürlich noch niemand gemacht hat, habe ich in der Überschrift mal vorweggenommen. Ja, ich war zwei Wochen lang Globetrotter und habe dabei eine Woche Barcelona und je eine halbe Woche Madrid und Mailand besucht. Wieder zusammen mit der weltbesten Freundin, was ja auch schon in Rom letztes Jahr gut geklappt hat.

Barcelona

Wahrscheinlich waren meine Erwartungen an die Stadt zu groß. Nicht nur mit den Eindrücken der wohl sehenswertesten Stadt der Welt (Rom) im Hinterkopf, sondern auch mit dem Willen, einen weiteren der drei Orte, die ich in meinem Leben unbedingt gesehen haben will, abzuhaken, konnte Barcelona wohl nur abkacken.

Ja, die Stadt ist beeindruckend, es gibt einiges zu sehen. Aber es stinkt auch überall nach Urin. Und wer auch immer im Tourismusamt geschlafen hat, gehört auf der Stelle erhängt; denn es kann nicht sein, dass fast alle (ja, fast alle!) Sehenswürdigkeiten in diesem Jahr gleichzeitig renoviert werden und daher mit Gerüsten versehen sind.

Okay, man muss Barcelona zugestehen, dass sich die Stadt bemüht. Ständig wuseln Stadtreinigungskräfte herum und fegen Zigarettenstummel und Laub zusammen, leeren Mülleimer und tun auch sonst alles, damit die Stadt sehenswert bleibt. Und der Strand, der ja erst im Zuge der Olympischen Sommerspiele 1992 aufgeschüttet wurde, ist auch super. Ja, und langweilig war uns in der Woche auch nicht, man konnte schon was sehen, aber halt hauptsächlich nur Fototapeten, die an den Gerüsten klebten.

Was sich nicht lohnt ist auch, 11 Euro Eintritt für das Wahrzeichen Barcelonas, die Sagrada Família, zu bezahlen. Denn mehr als eine irre laute Baustelle bekommt man da auch kaum zu sehen. Und wer in einen der Türme will, muss noch einmal 2,50 Euro für den Fahrstuhl bezahlen. Die Aussicht, die man dadurch erhält, ist nicht einmalig; und mehr gibt’s dann auch nicht.

Die Sonnwendfeier vom 23. auf den 24. Juni, in unserem Reiseführer angepriesen als Fest voller Feuer und Feuerwerke, würde ich eher mit einem 30. Dezember in Deutschland vergleichen. Durch die ganze Stadt laufen Jugendliche mit Polen-Böllern und machen ohrenbetäubenden Krawall, die durch die drei Aldi-Style-Raketen, die wir vom höchsten Punkt der Stadt aus sahen, nicht ausgeglichen werden konnten. Dafür ging das Geböllere die ganze Nacht durch. Ach, erwähnte ich schon, dass unser Hostel an einer der Hauptverkehrsstraßen lag und sich die Fenster nicht richtig schließen ließen? An Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken.

Das Fass zum Überlaufen brachte denn der Abreisetag. Wir hatten mit ausreichend Puffer unsere Abreise geplant, wussten genau, wann wir in die Metro steigen mussten, wussten genau, wann der Regionalzug zum Flughafen abfährt und wussten genau, zu welchem Terminal wir sollten. Mal abgesehen davon, dass wir ungelogen mindestens 20 Treppen rauf und runter mussten, von denen nicht mehr als 2 (zwei!) Rolltreppen besaßen, wir also unsere 20 Kilogramm schweren Koffer ständig über Stufen wuchten mussten: Das Umsteigen innerhalb der Haltestelle Passeig de Grácia dauerte nicht weniger als 15 Minuten, in denen wir unterirdisch von einem Gleis zum anderen liefen. Durch diesen ungeplanten Gewaltmarsch verpassten wir unseren Regionalzug um sagenhafte zwei Minuten, was uns eine ebenso ungeplante wie unnötige Wartezeit von 20 Minuten bis zum nächsten Zug kostete.

Endlich am Flughafen angekommen folgten wir schließlich der Beschilderung Richtung Terminal C. Auf einmal hörte die Beschilderung auf und wir standen vor einer Wand. Erst eine Nachfrage ergab, dass wir dazu das Gebäude verlassen mussten. Drei Minuten Zeit und noch bestimmt 500 Meter zu laufen. Ja, wir haben es geschafft, in buchstäblich und wortwörtlich letzter Sekunde einzuchecken. Ich hatte eigentlich schon aufgegeben, aber Diane nicht – zum Glück.

Barcelona also. Mit Abstand fällt das Urteil milder aus, als am Tag danach. Dennoch, noch einmal muss ich da nicht hin. Sollte mich jemand fragen: »Barcelona?«, dann würde ich antworten: Ja, kann man sich schon mal ansehen, muss man aber nicht. Vor allem aber auf gar keinen Fall in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni!


Blick über Barcelona vom Montjuic aus mit dem Wahrzeichen Barcelonas, der Sagrada Família (Pfeil).


Die Sagrada Família aus der Nähe. Jedenfalls vier Türme davon.


Ein Blick ins Olympiastadion. Ich erzählte das jetzt zwar schon ein paar Mal, aber ihr sollt auch daran teilhaben. Die Olympischen Sommerspiele 1992 in Barcelona waren die ersten Olympischen Spiele, die ich so richtig bewusst wahrgenommen habe, wo ich also aktiv konsumierend vor dem Fernseher hing und mir die Wettbewerbe ansah. Als ich diese Anzeigetafel und überhaupt dieses Stadion gesehen habe, habe ich mich sofort wieder in diese Zeit vor 17 Jahren reinversetzen können. Das war schön. Heute wird das 60.000 Menschen fassende Stadion eigentlich nur noch für American Football verwendet.


Ein Beispiel, wie wir von vielen Objekten begrüßt wurden. Die Kathedrale war beinahe komplett eingerüstet und mit einer Art Fototapete versehen – natürlich gleich mit Werbung drauf, muss sich ja lohnen.


Meinereiner am Strand mit dem Kult-Handtuch des Sommers. (Ja, 3 Euro im 1-Euro-Laden, weil ich mein Strandtuch vergessen hatte. Aber ist doch eine spitzen Investition, oder?)


Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, hier zuzuschlagen, aber ich wette, bei den Wohnungspreisen in Barcelona ist selbst das noch unbezahlbar.


Der Arc de Triomf, das Haupteingangstor zur Weltausstellung 1888. Steht noch.


Und schließlich noch das Dach der Casa Milá. Der Eintritt hierfür ist wahrlich gut angelegt!

Madrid

An Madrid hatte ich keine Erwartungen, deshalb konnte ich nicht enttäuscht werden. Positiv überrascht wurde ich allerdings ebenso wenig. Madrid ist eine typische Hauptstadt mit breiten Verkehrsadern und wenig Charme. Die Königspaläste sind beeindruckend und es gibt sehr hübsche, mit viel Aqua gepflegte Parks und Grünanlagen, die zum Verweilen einladen. Gut, das mal gesehen zu haben, aber das reicht dann auch.


Das Wesentliche an Madrid war, dass gerade Rebajas waren, also Sommerschlussverkauf. Diane hat sich drei, ich mir zwei Paar Schuhe gekauft. Ehrlich!


Ansonsten gab’s wie gesagt wuchtige Protzbauten der Herrscherfamilie.

Mailand

Irgendwie war ich ganz schön froh, mal wieder in Italien sein zu können. Aber Mailand ist noch einen ganzen Tick unspannender als Madrid. Mailand ist irgendwie ziemlich ähnlich wie Köln: Kaum sehenswerte Gebäude, aber wenigstens ein Dom. Ansonsten wird Mailand auffallend von Anzugträgern und Supermagermodels bevölkert. Immerhin: Das öffentliche Nahverkehrssystem hat sogar ein Typ wie ich ziemlich schnell durchschaut. Sowas kann man von Barcelona mit seinen geschätzt 20 U-Bahn-Linien nicht behaupten.


Neben dem Duomo, also dem Mailänder Dom …


… fand ich insbesondere das U-Boot im Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci sehr beeindruckend.

Meine Zeit in Mailand war geprägt von Ruhe und Entspannung, was nicht zuletzt daran lag, dass von den drei Tagen Diane nur an einem noch mit dabei war. So haben wir die Touristiktour quasi komplett am ersten Tag abgearbeitet, so dass für mich am zweiten und dritten Tag Parks und so angesagt waren. Daher kann ich also mit Fug und Recht von meinem Urlaub behaupten, dass er entspannend war. Immerhin das. Barcelona, Madrid, Mailand Ich über Barcelona auf dem Montjuic