Der richtige Umgang mit Promotern


Als Großstadtbewohner und -kneipengänger gewöhnt man sich ja sehr schnell daran, bei der gemütlichen Unterhaltung von Promotern gestört zu werden. Die wollen meistens Probeabonnements der Süddeutschen oder FAZ verkaufen oder zu einem Probetag in einem Fitnessstudio einladen – was ich per se als Beleidigung ansehe. Immer seltener werden Zigaretten-Promotions.

Wie auch immer. Mit der Zeit entwickelt man Strategien, die Promoter – meistens Studierende – auszukontern oder zumindest davon absehen zu lassen, einem etwas anzudrehen. Das bedingt natürlich ein Gespräch. Aber gestört wurde man sowieso schon, warum also nicht ein bisschen Spaß dabei haben? Folgend also einige in der Praxis von mir persönlich erprobte Szenarien.

1. Zeitungsabonnements

Voraussetzung ist, dass es sich um die üblichen Verdächtigen aus München oder Frankfurt handelt.

Promoter: Hallo! Kann ich euch für ein Probe-Abo der FAZ / Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung / Süddeutschen begeistern?
Ich: Kommt drauf an, wie.
Promoter: Ja, äh. Also du bekommst die $zeitung sechs Wochen lang kostenlos zu dir nach Hause zugestellt.
Ich: Und ab dann kostenpflichtig?
(Die Antwort darauf ist eigentlich unwichtig. Manche Probe-Abos enden automatisch, manche kann man »ganz einfach formlos per E-Mail« kündigen. Beide Varianten ziehen aber wochenlangen Telefon- und/oder E-Mail-Terror nach sich. Logisch.)

Egal, wie die Antwort lautet, es gibt nun zwei Möglichkeiten, fortzufahren. Entweder, man erlaubt sich noch ein bisschen mehr Spaß oder man kommt direkt zum Ende.

Mit Zusatz-Spaß:
Ich: Hm. Und was hat sich seit meinem letzten Probe-Abo vor sechs Wochen geändert?
Es folgt meistens: nichts. Der gemeine Promoter hat ja keine Ahnung von seinem Produkt und kennt nur die Sprüche, die ihm eingetrichtert wurden. Man sollte aber darauf bestehen, dass die Kommentare reißerischer geworden sind und der Sportteil größer. Mehr Comic-Strips wären sicherlich auch nicht schlecht und eine nackte Frau auf Seite Eins sollte auch sein. Manchmal hört einer auch genau zu und bemerkt, dass ich wohl auf diese Art ein Dauer-Abonnement erschleichen kann. Er wird darauf aber nur mit gerunzelter Stirn eingehen, denn es geht ja um seine Provision.

Und dann ab zum Finale:
Ich: Na dann gib mal her!
Promoter: Freut sich ein Loch in den Bauch und hält mir schon Stift und Formular bei dem »Na dann« vor die Nase.
Nun gilt es, ganz akribisch alles auszufüllen. Wobei alles bedeutet, zu Hans Petersen, wohnhaft in der Kurfürstenstraße 32 in Köln, zu werden. Selbstverständlich gibt man keine Telefon- oder Handynummer sowie E-Mail-Adresse und Geburtsdatum an. Freudig überreicht man das in minutenstundenlanger Arbeit durchgelesene und fast vollständig, mit Sonntagsschrift ausgefüllte Formular zurück.
Promoter: Kannst du bitte noch dein Geburtsdatum und wenigstens deine Telefonnummer angeben?
Ich: Nein, das will ich nicht.
Promoter: Aber das muss ich so abgeben, weil blablabla (irgendeine Begründung gibt es immer).
Ich: Dann tut es mir leid … (Es hilft manchmal, einen etwas wehleidigen und mitfühlenden Gesichtsausdruck aufzusetzen, um nicht eventuell den Stift in dafür nicht vorgesehene Körperöffnungen eingeführt zu bekommen.)

2. Fitnessstudio-Probetag

Diese Promoter mag ich am liebsten, da meistens weiblich, jung, gut aussehend. 😉 Aber leider auch sehr abgehärtet was dumme Sprüche angelangt.

Promoter: Darf ich euch zu einem kostenlosen Probetag im Fitnessstudio einladen?
Diese Frage kann man natürlich ganz schnell abhandeln, indem man sagt, man wäre schon in einem Fitnessstudio Mitglied. Um es noch schneller zu gestalten hilft auch eine kurze Nachfrage, welches Studio der Promoter vertritt, um spontan darauf zu entgegnen: »Hey, da bin ich schon Mitglied!« Aber das wollen wir ja nicht, schließlich ist das witzlos.

Viel witziger ist die spontane Empörung:
Ich: Wie jetzt? Sehe ich aus, als ob ich das nötig hätte?
(Je nach Promoter kann man an dieser Stelle mittels Flirt- oder Wut-Blick das Gespräch in entsprechende Bahnen leiten. Den Wut-Blick habe ich aber noch nicht ausprobiert, die Promoter sind ja jung, weiblich … you know.)
Promoter: Nein, natürlich nicht. Wir haben da ja auch einen riesigen Wellness-Bereich mit Sauna und so weiter. Du kann man echt super entspannen.
Ich: Aber ich bin doch völlig entspannt. Oder sehe ich gestresst aus?
Promoter: Naja … nein! (Zugegeben, ich sehe schon meistens so aus, als könnte ich Entspannung brauchen. Aber das spielt keine Rolle, denn …)
An dieser Stelle wurde ich leider stets unterbrochen, weil mindestens eine der begleitenden Damen beim Wort »Wellness« vermehrte Speichelflussbildung bekam und gierig zugriff. Woraufhin sich der Promoter natürlich nicht mehr mit dem alten gestressten Mann beschäftigt, der nur blöde Fragen stellt. Aber wir können uns auch so denken, dass das Gespräch an dieser Stelle beendet wäre.

3. Zigaretten

Hier kann man sich den Umstand wunderbar zunutze machen, dass Zigaretten-Promotion nicht mehr mit Zigaretten arbeiten darf. Die Promoter kommen also auf dich zu und erzählen dir etwas vom tollen Geschmack und wasweißich der Zigaretten, dürfen dir aber keine Probe-Zigarette oder -Packung mehr geben. Um aber trotzdem nicht nur Promotion, sondern auch richtiges Geschäft zu machen, hat meistens der zweite Promoter Schachteln zum Verkauf dabei.

Ich: Das klingt ja interessant. Darf ich mal probieren?
Promoter: Nein, tut mir leid, wir dürfen keine Proben mehr ausgeben. Aber du kannst dir hier (zeigt auf die meist blonde Assistentin) eine Schachtel kaufen.
Ich: Aber ich kann doch nicht die Katze im Sack kaufen!
Promoter: Musst du auch nicht. Vielleicht möchte ja jemand anders von euch eine Schachtel kaufen!? Dann kannst du ja auch bestimmt probieren.
(Hier ist es natürlich wichtig, dass nicht sofort jemand am Tisch »hier!« ruft. Obwohl, andererseits bekommt man dann immerhin eine kostenlose Zigarette. ;-))
Ich: Das finde ich jetzt gemein, dass andere Geld dafür ausgeben müssen, dass ich einen Probezug nehmen will. Findest du nicht auch, dass einem Interessierten die Möglichkeit eröffnet sein muss, ein Produkt vor dem Kauf zu probieren?
Ihrer Hilflosigkeit bewusst verzichteten die Promoter bisher stets darauf, mich weiter überzeugen zu wollen.

Gemein ist allerdings, dass statt Probezigaretten oder -packungen heutzutage andere Give-Aways an potentielle Konsumenten, also mindestens Gelegenheitsrauchern, ausgeteilt werden. Hochwertige Sturmfeuerzeuge zum Beispiel. Es ist nicht nur erstaunlich, wie die schlimmsten Nichtraucher auf einmal immer schon Marlboro geraucht haben. Man kann einfach nicht widerstehen und füllt ein »Ich verkaufe mich für ein Sturmfeuerzeug«-Formular aus. (Wobei ich das zumindest bei Marlboro empfehlen kann. Die schicken einem – jedenfalls bisher – lediglich Material per Post zu und lassen einen ansonsten in Ruhe. Und das Material ist oft wirklich nützlich und gut.)

Zigaretten-Promoter sind eine aussterbende Spezies. Man sollte also sich den Spaß erlauben so lange es noch geht.

4. Alkohol

Alkohol-Promotion ist besonders lustig, da sich die Promoter meistens selbst nicht ernst nehmen. Mag daran liegen, dass sie das beworbene Produkt schon ausgiebig getestet haben. Entsprechend müßig wäre es, da einen Gesprächsverlauf abzubilden, denn Gespräche sind relativ, wenn man angeheitert ist.

Wichtig ist, dass man immer mehr verlangt. Was natürlich voraussetzt, dass einem das Gesöff auch wirklich schmeckt. Man benötigt nicht nur einen zweiten, dritten, vierten Schluck, weil das ja sooo lecker ist. Auch die Freunde, die jetzt gerade nicht da sind oder gleich noch kommen, sollen ja daran teilhaben!

Ein billiger Rausch. Und ein großer Spaß, wenn man den Promoter zwingt, jedesmal einen mitzutrinken – was die meisten auch bereitwillig machen, sonst wird ja kein Kärtchen ausgefüllt.

Generelle Tipps

• Weibliche Promoter sind leichter zu beeinflussen und aus dem Konzept zu bringen als männliche. Kann natürlich an meinen blauen Augen liegen.
• Immer, wenn (zum Schein) etwas ausgefüllt wird, um Einbehalt des Kugelschreibers bitten! Wenn das abgelehnt wird, ganz traurig gucken und sagen: »Ich kann das nicht verschmerzen, dass dieser formschöne Kugelschreiber noch in andere Hände gelangt, nachdem ich ihn dazu benutzt habe, meine persönlichen Daten preiszugeben. Entweder Kuli oder Anmeldung!« Meistens erwidert der Promoter dann ein genervtes »Jaaa, meinetwegen«.
• Hartnäckige Promoter kann man zum Schweigen bringen, indem man sie fragt, wieviel sie denn an einer Unterschrift verdienen. Aber Achtung: In seltenen Fällen bekommt man eine Antwort – und daraufhin Mitleid!