Ein Dominostein ist mehr wert als ein Leben


Zwar schon bei meinen RandNotizen erwähnt, aber weil ich so gerne »völlig unverhältnismäßig« reagiere:

Dem Team der RTL-Show ›Domino Day‹ ist es erneut gelungen, den Weltrekord im Aufstellen und Umkippen von Dominosteinen zu brechen. [?] Dennoch war die Freude über den Erfolg durch die Trauer um den Spatz getrübt, der während der Aufbauphase erschossen worden war. Moderatorin Frauke Ludowig bedauerte zu Beginn der Live-übertragung den Abschuss des Vogels. ›Das hat uns unheimlich Leid getan‹, sagte die 41-Jährige. ›Aber zum Ende gab es keine andere Chance.‹

Spatz, kurz vor der ErmordungVoller Artikel bei der Netzeitung.

Der Spatz, der eine Unterhaltungssendung zu verhindern drohte, gehörte zu den gefährdeten Arten.

Links:
Spatz tot: «Domino Day» erzürnt Tierschützer (Netzeitung)
Ludowig entschuldigt sich für Spatzenabschuss (Spiegel Online)
Blöd Online, die ein nicht verfremdetes Bild und den vollen Namen des »Todesschützen« veröffentlichen
UND: Alle schreiben von einer Kondolenz-Website, aber kein einziges Online-Medium bekommt es hin, einen Link dahin zu setzen. Ich veröffentliche ihn, sobald ich ihn recherchiert habe.

Nachtrag: Ich korrigiere, es gibt ein Online-Medium, das das Internet verstanden hat. Ist eigentlich gar nicht überraschend, dass die Online-Ausgabe des Sterns die Kondolenz-Website verlinkt hat.

Nachtrag 2: Es auch nicht neu, aber wann genau ist eigentlich der Journalismus in seiner Lehrbuchform ausgestorben? Ich habe für die o.g. Recherche etwa 20 Onlineauftritte von größeren oder kleineren Zeitungen und Zeitschriften abgeklappert; fast alle bieten den beinahe unveränderten dpa-Text an. Für das Abzählen der Quellen, die selbst recherchiert und geschrieben haben, brauche ich nicht einmal drei Finger.

Nachtrag 3: Radio Television Luxemburg berichtet jetzt innerhalb von knapp einer Stunde zum dritten Mal über diesen tollen Steine-Umfall-Tag wie vom Gewinn der Weltmeisterschaft in allen erdenklichen Disziplinen. Der tote Spatz wurde nicht erwähnt.