Et kütt wie et kütt


Sagen wir’s mal so. Die Arbeit nimmt mich zu hunderfünfzig Prozent ein und die Uni verlangt nach Lernen und vor allem dem Abschluss einer Projektarbeit bis Samstag in einer Woche. Ich habe seit einigen Wochen einen täglichen Zeitbedarf von geschätzten sechsundzwanzig Stunden – ohne Schlaf. Durch meinen unermüdlichen Einsatz habe ich es heute aber tatsächlich vollkommen ungeplant und überraschend auf satte drei Stunden Freizeit geschafft.

Und was ist? Mir ist langweilig. Man gewöhnt sich alles ab, wenn man keine Zeit mehr hat – inklusive einer Vorstellung von einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung. Ich lasse also meine Augen durch die Wohnung schweifen, die auch mal längst wieder eine Reinigung verdient hätte (Aber wer macht sowas denn bitte um 22 Uhr?), stelle en passant fest, dass ich nichts, und damit meine ich: nichts, zu essen zuhause habe, und beschließe, einmal wieder ganz dekadent fernzusehen.

Couch PotatoeEntweder ist das Fernsehprogramm in den vergangenen Wochen und Monaten wirklich soviel schlechter geworden oder ich habe mit dem erzwungenen Abstand heute zum ersten Mal festgestellt, dass es schon immer so schlecht war. Auf dreißig plus dreißig* Kanälen nicht die kleinste Kleinigkeit zu finden, für die es sich lohnt, länger als fünf Sekunden auf einem Kanal zu verweilen, ist wirklich erschreckend.

In meiner Verzweiflung habe ich mich also nach Alternativen umgesehen umgedacht. Als ich wieder aufwachte, war es kurz vor 1 Uhr. Was ein Glück habe ich diese schrecklichen freien Stunden also dann doch sinnvoll gestalten können.

Damit so etwas aber nicht noch einmal passiert, werde ich vorsorgen. Wenigstens etwas zu essen sollte man zuhause haben, wenn einem schon langweilig ist. Deshalb werde ich morgen erst einmal wieder einkaufen gehen und mir richtig ungesunde Ware besorgen, also so etwas wie Chips und anderen salzigen Schmonsens, der mir wenigstens dabei hilft, das Fernsehprogramm zu ertragen. Wahrscheinlich ist aber die beste Methode, einfach keine Freizeit mehr zu haben. Ich werde das auch ohne mein Zutun verhindern können, denke ich.

* Habe ich eigentlich schon erzählt, dass … nein, habe ich nicht. Premiere war so nett und hat mir als Dank für meine Abo-Kündigung, die Ende Februar wirksam wurde, zwei Monate gratis obendrauf gegeben. Fast wäre ich drauf reingefallen, aber solange ich als NRW-Bewohner immer noch keine Fußball-Bundesliga sehen kann – die Arena-Geschichte ist hinlänglich bekannt, außer, dass sie immer noch Geld für nicht erbrachte Leistungen von mir wollen, von mir aus also für immer und alle Zeiten in den Untiefen der Beinahe-Insolvenz schmoren können –, solange will ich auch kein Premiere mehr. Denn weder für zwei gute Filme im Quartal, noch für eine langweilige Formel 1 lohnen sich die Gebühren.