Die Fernsehshows in Deutschland werden zunehmend seltsamer? Sieben Fragen zum Fernsehen. 1. Big Brother soll zur unendlichen Trueman Show werden. Gut oder fragwürdig?
Wenn ich mir die Diskussionen betrachte, der derzeit über dieses Format geführt werden, dann fühle ich mich in die Zeit zurückversetzt, als die erste Big-Brother-Staffel begann. Daraus kann ich schlussfolgern, dass dieses Format voll einschlagen wird.
Warum auch nicht? Als passiver Zuschauer kann man sich zurücklehnen und seine eigene soziale Inkompetenz durch von Kameras motivierte Versuchskaninchen ausgleichen. Es ist die Trueman Show in Echt, und wer diesen Film gesehen hat, der hat sich auch vorgestellt, was für ein erhabenes Gefühl es sein muss, einen Menschen zu begleiten, den man mit der Zeit besser als seinen Partner kennt, er aber nicht einmal von deiner Existenz weiß.
Das ist das, worum es bei allen Dokusoaps und Real-Life-Formaten geht: Du möchstest das Gefühl haben, dass es da draußen Menschen gibt, die schlimmere Situationen durchleben müssen und die generell schlechter dran sind, als du.
2. Anke Late Night gibt es nicht mehr. Wer sollte Ihr Nachfolger werden?
Reicht denn ein Nachfolger-Versuch nicht? Es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, Großmeister Schmidt beerben zu wollen. Ich wünsche mir schon eine neue Late-Night-Show, aber die sollte grundsätzlich auf die gastgebende Person zugeschnitten sein. Andersherum funktioniert das nämlich nicht.
3. »Mein dicker peinlicher Verlobter«, hast du (nicht) gesehen, weil ?
Ich habe leider nur die letzten paar Folgen gesehen. Irgendwann habe ich zufällig mal reingeschaltet und mich totgelacht. Ein großer, dicker, im Grunde unsympathischer Schauspieler verarscht eine niedlich-herbe Blondine, die widerum ihre komplette Familie verarscht, um ein bisschen Kohle abzugraben.
Am Schluss hat das Wetter die komplette Sendung verarscht: Die fingierte (amerikanische) Hochzeit ist seit Monaten geplant, der Pavillon, wie man ihn nur aus Filmen kennt, ist im großzügigen Garten der Protzvilla bestens platziert, Freunde, Familie und natürlich eine Menge Schauspieler sitzen auf weißen Holzklappstühlen und ein Fernsehpfarrer zieht die für deutsche Verhältnisse völlig ungewohnte Zeremonie (»Wenn einer der hier Anwesenden etwas gegen diese Verbindung einzuwenden hat, möge er jetzt reden oder für immer schweigen.«) eisern durch, während sich im Hintergrund ein Gewitter vor den strahlend-blauen Fernsehhimmel schiebt. Als es dann endlich um die Pötte geht, als der Schauspieler mit dem Rollennamen Gunnar sich anschickt, der Beinahe-Halbmillionärin Mareike das ganze Ding zu versauen, bricht der übelste Regen des ganzen Jahres auf alle Anwesenden hernieder. Aber alle müssen aushalten, ruhig auf ihren Stühlen sitzen oder ihre Angelegenheiten vortragen. Das war der schönste Moment der ganzen Sendung.
4. Fernsehen ist böse, weil ?
Was? Wieso? Fernsehen ist doch nicht böse, Fernsehen verblödet nur, wenn man es falsch benutzt.
5. Fernsehen ist unentbehrlich, weil ?
? man sich nicht dreimal Kino pro Wochen leisten mag!? Nein, Fernsehen ist sehr wohl entbehrlich und wenn man mir drei Dinge aufzählen und mich vor die Wahl stellen würde, auf eines davon zukünftig zu verzichten, wäre der Fernseher mit hoher Wahrscheinlichkeit der Auserwählte.
6. Der beste Werbeclip ist der, in dem ?
Entschuldigung, ich konsumiere keine Werbung bewusst.
7. Du musst eine Samstag-Abend-Show entwickeln. Wie nennst du sie?
Keine Ahnung. Dazu müsste ich ja erst einmal ein Konzept haben. Erst dann kann ich mir überlegen, wie sie heißen soll. Ein Schritt nach dem anderen bitte.