Ich muss jetzt auch mal wieder was Privates von mir geben, sonst hat meine Mutter ja gar nichts mehr zu lesen. 😉 Seit ich Anfang Oktober hier angefangen habe, war die Straße vor der Einfahrt zum MMC-Gelände, auf das ich ja muss um zu arbeiten, einseitig wegen Bauarbeiten gesperrt. Nachdem ich die ersten Tage noch pflichtbewusst die fünfminütige, weil durch halb Hürth gehende Umleitung fuhr, dachte ich mir relativ schnell: „Die Einfahrt ist nur fünf Meter hinter der Absperrung. Was spricht eigentlich dagegen, statt der Umleitung einfach mal kurz auf der Gegenfahrbahn zu fahren?“ Natürlich machte ich das auch. Selbst zwei Polizisten in ihrem Streifenwagen, die eines Morgens das Geschehen beobachten konnten, ließen mich ohne zu zucken passieren.
Selbstverständlich, natürlich, ohne Frage gibt es neben Gesetzeshütern und augenzwinkernden Bauarbeitern auch noch die, die mit einer solchen Abkürzung nicht einverstanden sind. Die überkorrekten, die „Ich bin das Gesetz“-Bürger und „Ich habe ein Auto, also habe ich auch Vorfahrt“-Fahrer ließen es sich durchschnittlich jeden zweiten Morgen nicht nehmen, mich anzuhupen, mich wüst zu beschimpfen und mir Finger zu zeigen, die Fußballspieler schon die Nationalmannschaft kosteten.
Das hat mir jedesmal den Tag gerettet. Jedesmal dachte ich mir dabei: „Schön, dass die Leute keine anderen Probleme haben. Deutschland geht es gut.“ Ja, manchmal war man mir sogar dankbar, wenn ich jemandem die Vorfahrt auf seiner legalen Spur gelassen habe.
Aber plötzlich, aus heiterem Himmel, geschah es am vergangenen Montag gegen 8 Uhr 55. Johannes, nichts ahnend und nach einer einzigen Tasse Kaffee auch nicht wirklich kognitiv fähig, solche elementaren Veränderungen wahrzunehmen, gar zu verarbeiten, fährt seelenruhig um die Kurve, macht schon mal das Seitenfenster einen Spalt auf, um ja kein „Arschloch“ zu überhören und sieht – nichts. Gar nichts. Die Baustelle ist weg, die Spur wieder befahrbar.
Was soll ich jetzt tun? Wo soll ich mir den morgendlichen Kick holen? Wen kann ich jetzt ärgern? Sollte ich die frisch verlegten Leitungen unter der Straße beschädigen, damit wieder alles aufgegraben werden muss? Wo bekomme ich den dafür nötigen Bagger her? Hilfe!