New York: Zweiter Eindruck


Ich sehe ja nicht viel von New York. Immerhin weiß ich jetzt, dass ich am Rande von China Town einquartiert bin, aber diese Erkenntnis nutzt mir auch nicht viel. Ich habe ewig lang geschlafen, bin um 4 Uhr morgens aufgewacht, habe mich noch einmal umgedreht, musste dann aber um 6 Uhr 30 raus – ich konnte nicht mehr liegen. Ich habe mich kurz gewundert, seit wann ich so ein Frühaufsteher bin, bis ich mal die fehlenden sechs Stunden addiert habe. Dann habe ich die erste Tageshälfte damit verbracht, im Hotelzimmer auf den Anruf des Geschäftspartners zu warten (der dann um 11 Uhr endlich kam). Zum Zeitvertreib surfte ich das Internet leer und habe sogar gearbeitet habe. Und habe Kaffee getrunken, denn – das finde ich dreitausendmal genialer als jede Minibar dieser Welt – es gibt hier auf dem Zimmer eine Mini-Kaffeemaschine (siehe Foto). Endgeil, ehrlich.

Die zweite Tageshälfte verbrachte ich in einem dunklen, stickigen Raum ohne Fenster. Auf dem Weg konnte ich wenigstens ein bisschen »echtes« Amerika schnuppern mit hübschen kleinen Vororten, Expressways und Malls. Alles so, wie man es aus dem Fernsehen kennnt, aber in Wirklichkeit noch viel vertrauter. Als wir da so durch die Gegend fuhren, habe ich mich so schnell heimisch gefühlt wie noch nie in meinem Leben. Muss wohl im Jetlag liegen.

In der Dunkelheit ging’s dann wieder zurück. Nach einem Bier an der Bar ist jetzt um 22 Uhr schon Heia angesagt, denn in sieben Stunden geht’s weiter Richtung Atlanta. Ja, tatsächlich, ich bin in Downtown Manhattan und bekomme nichts davon mit. Ganz schön traurig.

Immerhin konnte ich mich in der kurzen Zeit bereits mit amerikanischen Eigenheiten vertraut machen. Ich war vorhin an der Ice Machine, um meiner Diet Coke Eis hinzuzufügen, dann trotz Klimaanlage helfen kühle Getränke enorm gegen Hitzewallungen. Und das, obwohl hier auch nur 70° sind – Fahrenheit natürlich. Die Pizza in der Größe »small« misst 16 Inch. Das ist so enorm, dass selbst ich, der passionierte und durchtrainierte Pizzaesser mit einem Pizzakonsum von mindestens drei Stück pro Woche, nach zwei Dritteln passen musste. Aber Doggy Pack sei dank, liegt der Rest gerade vor mir auf dem Bett und wartet darauf, gegessen zu werden. Allein beim Gedanken wird mir schlecht.

Und amerikanische Werbespots – ich liebe sie. Der gemeine Europäer denkt ja, dass im Mutterland des Kapitalismus‘ die Werbespots wirklich originell und kreativ sein müssten, um in diesem übersättigten Markt noch durchdringen zu können. Aber Pustekuchen, die Werbespots hier erinnern mich an die aus dem Lokalfernsehen, wo das Autohaus von nebenan zum Tag der offenen Tür lädt. Und diese aberwitzigen Warnhinweise dabei (Beispiel: Eine Frau isst einen Fünfdollarschein um zu symbolisieren, dass man für fünf Bucks auch was Gutes zu essen bekommt. Darunter steht: »Dramatization. Don’t try this at home.«). Die besten Spots sind auch hier von Automobilfirmen. Und man glaubt nicht, wie viele Autos hier beworben werden. Auch der »Vookswoagn« mit Testimonial Brooke Shields, die das »German engineering« mindestens dreimal im Spot erwähnt, der dann seinerseits mit dem Slogan »Das Auto.« schließt, was mich dann doch für eine Sekunde vom Sockel gehauen hat.

Bleibt bisweilen nur noch zu sagen, dass ich als Autofahrer hier komplett überfordert wäre. Nicht wegen des Verkehrs, der sich heute am Columbus Day (Feiertag) sowieso noch in Grenzen hielt (ich will gar nicht wissen, wie das an normalen Tagen hier ist!). Es sind die unendlich vielen Schilder, die am Straßenrand stehen, wovon fast alle nur Wörter enthalten, nicht selten in Abkürzen. Wer den deutschen Schilderwald beklagt, der war offensichtlich noch nicht in New York City.

Außerdem wird hier der Müll offensichtlich jede Nacht (!) abgeholt und ich liebe es, unten auf der Straße echte amerikanische Polizeisirenen zu hören. Ganz wie im Fernsehen.