I. Ich habe schon gewählt, wie immer per Briefwahl. Gelacht habe ich, als ich auf dem Wahlzettel einen parteilosen Kandidaten erblickte, der dort, wo bei den anderen die Langbezeichnung der Partei steht (z.B. »Sozialdemokratische Partei Deutschlands«) »Der Mann mit der grünen Mütze« stehen hatte. Fast hätte ich dort mein Kreuz gemacht.
II. Das tolle TV-Duell vom vergangenen Sonntag war ja auch mal wieder so’n Ding. Merkel hat gewonnen, weil sie besser war, als erwartet und Schröder hat gewonnen, weil er gewonnen hat. Und wer hat verloren? Richtig, der Bürger, der in dieser unserer Demokratie nur eine Partei wählen kann, keinen Bundeskanzler, und der deshalb nichts erfahren hat, außer dass aus zwei Söhnen und zwei Töchtern des Steuerrechtsexperten Paul Kirchhoff (O-Ton Schröder: »Der Professor aus Heidelberg«) auf einmal vier Töchter geworden sind (O-Ton Schröder bei einer Wahlkampfveranstaltung nach dem TV-Duell: »Wir haben nachrecherchiert. Brutto hat Herr Kirchhoff vier Kinder, netto zwei Töchter.«).
III. Soso, in Dresden darf man also nachwählen, also sein Kreuz erst dann machen, wenn Restdeutschland schon gewählt hat. Ist das nicht irgendwie unfair? Plusminus zweihunderttausend Stimmen können gut und gerne entscheiden, ob wir eine große, eine schwarz-gelbe, rot-grüne oder purpurfarbene Koalition bekommen. Und das alles nur, weil eine Ewig-Gestrige endlich die verdiente Reise ins Jenseits angetreten hat.
Was lernen wir daraus? Wäre alles nicht passiert, wenn das NPD-Verbotsverfahren das angestrebte Ergebnis gebracht hätte.