WM: Außenseiter schlagen Favoriten


FIFA WM 2006

England – Portugal 1:3 (0:0) n.E.

Tore:
Rote Karten: Rooney (ENG, 62.)

Die erste Viertelstunde versprach mehr, als das Spiel letztendlich halten konnte. Zwar waren Chancen auf beiden Seiten da, aber England hat sich mit der roten Karte für Rooney nach einer Tätlichkeit und der Herausnahme Beckhams zur Halbzeit keinen Gefallen getan – genauso wie Portugals Deco im letzten Spiel, der in diesem Spiel wegen seiner gelb-roten Karte pausieren musste. Letztendlich muss also England mal wieder vorzeitig die Heimreise nach einem Elfmeterschießen antreten. Portugals Torwart Ricardo ist ein Teufelskerl, der gleich drei Elfer abwehrte und so seiner Mannschaft dann doch überraschend den Einzug ins Halbfinale sichert.

Brasilien – Frankreich 0:1 (0:0)

Tore: 0:1 Henry (57.)

Ich habe es noch genau in den Ohren: »Selten war eine Mannschaft so sehr für die Weltmeisterschaft favorisiert wie Brasilien.« Und was dachten wir alle während der vergangenen Brasilien-Spiele, in denen diese fünffachen Weltmeister pomadig einen glanzlosen Sieg nach dem anderen einfuhren? »Die sind so gut, dass sie nicht gut spielen müssen. Die können ›ergebnisorientiert‹ spielen.« Dagegen Frankreich, der Weltmeister von 1998, der mit quasi der gleichen Mannschaft wie vor acht Jahren angereist ist, sich in der Vorrunde irgendwie durchgemogelt hat und sich nur langsam steigern konnte.

Gestern war ein Spiel, in dem die Verhältnisse wieder geradegerückt wurden. Brasilien war nicht gut genug, um schlecht zu spielen. Sie spielten auch gestern schlecht, auch nachdem Henry den entscheidenden Treffer versenkt hatte. Die alten Herren aus Frankreich trumpften auf, hätten mit ein wenig Glück auch höher gewinnen können. Der Sieg geht absolut in Ordnung und wird dem französischen Team einen Movitationsschub geben, der sie über Portugal ins Finale bringt.

Für brasilianische Fans ist dieses Ausscheiden im Viertelfinale wie ein Faustschlag ins Gesicht. Es ist das schlechteste Abschneiden einer brasilianischen Mannschaft seit 16 Jahren und mag viele Gründe haben. Tatsächlich aber finden die letzten vier Spiele dieser Weltmeisterschaft unter Ausschluss nicht-europäischer Mannschaften statt – und das ist höchst erstaunlich, nachdem neben Brasilien eigentlich nur noch Argentinien die Weltmeisterschaft zugetraut wurde. Mit Deutschland, Italien, Frankreich und Portugal spielen am Dienstag und Mittwoch nun zwei dreifache Weltmeister und zwei Mannschaften, die man nicht einmal insgeheim auf dem Zettel fürs Halbfinale hatte, gegeneinander. Egal, wie es ausgeht, das Finale wird sehr dramatisch und spannend werden. Und es wird nicht Argentinien gegen Brasilien sein.