Archiv des JC-Logs (2001–2011)

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  • Die Wissenschaft hat’s bewiesen!

    Nach der Geburt muss der Mann noch genau zweimal in seinem Leben einen wärmenden, schützenden Schoß verlassen. Das erste Mal, wenn er sein Kinderzimmer räumt. Das zweite Mal, wenn er seine kuschelig-miefige Junggesellen-WG verlässt, um mit einer Frau zusammenzuleben. Für viele Männer ist dieser Schritt das wahre Geburtstrauma. Denn die Männer-WG ist ein friedlicher, idyllischer Ort, eine arkadische Landschaft aus verstreuten Tennissocken, Bundesliga-Stecktabellen, getrockneten Zimmerpalmen und Sophie-Marceau-Plakaten. Der Schock ist groß, wenn wir aus diesem Paradies vertrieben werden.

    Vielleicht lässt sich die Männer-WG am besten anhand ihres spirituellen Mittelpunktes erklären. Es ist der Bierkasten. Oder richtiger: Die Kästen Bier. Ganz egal, ob aus diesem getrunken wird, oder nicht – es geht immer darum, „einen Kasten Bier im Haus zu haben“. Dieser Kasten Bier ist der augenfällige Beweis einer grundehrlichen, geradezu bauarbeiterhaften Bodenständigkeit, die wir uns trotz unserer lahmen Schlipsträger-Jobs bewahrt haben. Ein Mann braucht einen Bierkasten, um einem anderen Mann seine Zuneigung auszudrücken: „Komm doch mal vorbei, wir haben auch ’n Kasten Bier im Haus.“

    Der Kasten dient ausserdem als Legitimation aller möglichen Aktivitäten, die ohne ihn ziellos, ja läppisch erscheinen würden: „Dann trommeln wir ein paar Leute zusammen, schnappen uns einen Ball, gehen in den Park, und wir bringen einen Kasten Bier mit.“ Zum Kasten Bier gehören in der Männer-WG zahlreiche Rituale, etwa das, keinen Flaschenöffner zu haben, um die Flasche wortlos mittels Feuerzeug, Rohrzange, Tischkante oder am Kasten selbst zu öffnen – wobei die letzte Variante sicher die schönste ist, der Kasten Bier als vollkommenes geschlossenes System. Kein Wunder übrigens, dass man Männer, die lange in Männer-WGs gelebt haben, oft an einer kronkorkenförmigen Narbe unter der Fusssohle erkennt.

    Mit dem Kasten Bier, dessen Bedeutung gar nicht zu überschätzen ist, hängt ein anderes Männer-WG-typisches Phänomen zusammen. Was den Protestanten ihr Kirchentag, den Ravern ihre Love-Parade, den Telekom-Aktionären ihre Hauptversammlung, das sind den in WGs organisierten Männern die internationalen Fussballturniere EM und WM: ein grosses sinnstiftendes Gemeinschaftserlebnis. Allein das Bewusstsein, dass sich zur selben Zeit Millionen andere genauso mit Erdnussflips und einem Kasten Bier vor dem Fernseher gemütlich gemacht haben, schafft jenes quasi-erotische Zusammengehörigkeitsgefühl, das man sonst nur durch Einnahme von Ecstasy oder die Ausschüttung einer schönen Dividende erreicht.

    Fast so wichtig wie der Kasten Bier ist der blaue Müllsack. Er reduziert nicht nur die Gänge zum Container auf einen pro Monat, er garantiert auch, dass der Kontakt zu den Eltern nicht völlig abreisst: Etwa alle sechs bis acht Wochen schleppen WG-Männer ihre Schmutzwäsche in dem von innen feucht beschlagenen blauen Müllsack zu Mama. Denn die Männer-WG hat keine Waschmaschine oder benutzt sie nicht.

    Das hat nichts mit Faulheit zu tun, ebensowenig wie die diversen Sedimentschichten Schmutzgeschirr. Vielmehr kommt es in Männer-WGs zu einer physikalischen Anomalie von kosmischen Ausmassen: Das Gesetz, dass Energie nicht verloren gehen kann, wird in jeder Männer-WG tagein, tagaus aufs neue widerlegt. Energie wird hier spurlos abgesaugt, bis selbst der größte Ehrgeizling seine Aktivitäten darauf beschränkt, eine Kuhle in die Fernsehcouch zu sitzen und ab und zu „machen wir morgen“ und „bloss keinen Stress“ zu nuscheln.

    Wenn überhaupt, denn nach jahrelangem Zusammenwohnen beschränkt sich die verbale Kommunikation in der Männer-WG zumeist auf verschiedene Intonationen des Koseworts „Alter“. „Alter“ ohne Betonung bedeutet: „Hallo, wie geht’s, wie war dein Tag?“ „Alteeer“, gedehnt: Ausdruck grosser Begeisterung und Anerkennung, etwa wenn ein Mitglied der WG Pizza geholt hat. „Alter!“, nachdrücklich: Du stehst im Bild. Man merkt schon, in der Männer-WG herrschen vorzivilisatorische Zustände. Viele dort praktizierten Verhaltensweisen sind nur als tiefverwurzelter Aberglaube zu erklären: Nie den Klosettdeckel runterklappen, das bringt Unglück! Im Stehen pinkeln!

    Die hinteren Regionen des Kühlschranks sind geschützter Lebensraum für mutierte Nahrungsmittel und fur Menschen tabu! Comic-Lektüre erleichtert den Stuhlgang! Das heikle Thema Toilettenlektüre hat in diesem Zusammenhang besondere Beweiskraft: Wir Männer wollen es uns überall so gemütlich wie möglich machen. Wir werden von einem Nesttrieb gesteuert, wie er in der Tierwelt kein zweites Mal vorkommt. Wir haben den Schrebergarten, die Eckkneipe und die Business-Class erfunden, damit wir es überall schön heimelig haben: in der „Kolonie kleine Zuflucht“, in „Lothi’s Prapelstübchen“, in der „Executive-Lounge“. Und eben in der Männer-WG.

    Aus diesem Biotop werden wir jäh herausgerissen, wenn wir zum ersten Mal in unserem Leben mit einer Frau zusammenziehen. Als unsere Männer-WG von der Faust der heterosexuellen Anziehung zerschmettert wurde, ereilte alle meine Freunde dasselbe Schicksal: Frauen, die in das Zusammenleben uns vorher völlig unbekannte Komponenten hereinbrachten. Vor allem kalte, schneidende Vernunft: „Wieso einen ganzen Kasten? Das trinken wir doch nie!“ Früher kauften wir Lebensmittel stückweise im Spätkauf der Tankstelle, jetzt bekommen wir Einkaufszettel an die Hand, die in der Reihenfolge der Warenregale im Verbrauchermarkt geordnet sind. Vorbei ist es auch mit der geradezu Biolekschen Harmoniesucht, die wir aus der Männer-WG gewohnt waren. Zum ersten Mal stellen wir fest, dass man Probleme auch anders lösen kann, als sie vorm Fernseher oder auf dem Klo auszusitzen. Wir lernen, dass es ausserhalb der Männer-WG nicht zur Versöhnung reicht, dem anderen ein blutiges Steak zu braten.

    Am gravierendsten aber ist das Ende der Gemütlichkeit. In der Männer-WG kamen Kumpels vorbei („Habt ihr `n Kasten Bier da?“), heute haben wir Gäste. Wir werden plötzlich gezwungen, uns Gedanken zu machen über Tischdecken, Menüabfolgen und Gesprächsstoff, wo früher die Pizza aus dem Karton alle drei Probleme auf einmal löste („Mann, ist die Pizza heute wieder schmierig.“ – „Kannste laut sagen.“- „MANN, IST DIE PIZZA…“, usw.). (GRöööööHL!)

    Während der Mikrokosmos Männer-WG sich selbst genug ist, geraten wir nun ständig mit der Außenwelt in Berührung: mit Theatern, Museen, Einrichtungshäusern und mit den Müllcontainern hinten auf dem Hof. Erst im Zusammenleben mit einer Frau werden wir langsam zu funktionstüchtigen Mitgliedern der sozialen Gemeinschaft. Aber diese Evolution vom Höhlenbewohner zum Homo lebensgefaehrtiensis ist ein schmerzhafter Prozess, der uns viele Opfer abverlangt.

  • Ausrufezeichenwahn

    Nach den falsch gesetzten Apostrophen’s *lol* ist wohl der Ausrufezeichenwahn, insbesondere in Mails, ein beliebtes deutsches Phänomen. Gerade eben erhielt ich eine Mail, deren zwei Sätze jeweils mit 8 Ausrufezeichen endeten!!!!!!!! Wenn da mal nicht jemand übereifrig war!!!!!!!!

  • Frech

    Naa, ist bei dir in letzter Zeit auch eine Mail von GMX reingeschneit, welche eine Aufforderung zur Neuregistrierung der Adressdaten enthielt?

    Einfach wegschmeißen! Das ist nur ein jämmerlicher Versuch, attraktiver für Anbieter wie EBay zu werden. Sonst nichts.

    Der Hintergrund bei heise.de.

  • Fuflball ist unser Leben

    Danke, für diesen Link! [via Tacheles]

    Jan-Aage Fjörtoft hat echt mehr drauf, als man glauben möchte… *lol*

    • (nach dem Klassenerhalt 2000) Ob Felix Magath auch die Titanic gerettet hätte, weiß ich nicht – auf jeden Fall wären alle überlebenden topfit gewesen!
    • (nach dem Klassenerhalt 1999) Jörg Berger ist so ein guter Trainer, der hätte sogar die Titanic gerettet!
    • (über seinen Einsatz gegen Freiburg) Der Trainer hatte nach den ganzen Ausfällen im Angriff nur noch die Wahl zwischen mir und dem Busfahrer. Da der Busfahrer seine Schuhe nicht dabei hatte, habe ich gespielt.
    • Das ist klasse, gegen so einen Klassemann wie Olli Kahn so ein lustiges Tor zu machen.
    • (auf die Frage, warum er beim nächsten Spiel aufgestellt werden sollte) Weil, der Trainer braucht jetzt Spieler mit harten Eiern.
  • Internet World

    War eigentlich jemand von euch auf der Internet World? Soll ja nicht so berauschend gewesen sein.

    Was ich aber eigentlich sagen wollte: Sollte jemand von euch eine E-Mail bekommen haben, in der aufgefordert wird, an einer Umfrage zur Internet World teilzunehmen, dann tut mir doch bitte den Gefallen und nehmt teil. Ich möchte mir ja nicht umsonst hier die Nächte um die Ohren schlagen. :o)

  • Gewohnheit

    Ich finde es ja erstaunlich, wie schnell man sich an manche Sachen gewöhnt. Jetzt ist es halb 3 und ich muss mich bemühen, nicht vor Müdigkeit vom Stuhl zu fallen. Wenn ich daran denke, wie das noch vor einem Jahr war. Da bin ich um diese Uhrzeit erst richtig fitt geworden. Naja, aber damals gab’s auch noch keine Arbeit, die erfordert hätte, um 8 Uhr morgens anzutreten.

  • Nachtschicht II

    Auch heute wieder Nachtschicht. Nicht, dass ich heute wie üblich um 8 Uhr (naja, ich geb’s zu, 8 Uhr 10) in der Arbeit war und bis 16 Uhr 30 gearbeitet habe. Nein, von 22 Uhr bis 8 Uhr muss ich jetzt auch hier drinnen sitzen.

    Obwohl „müssen“ natürlich relativ ist, schließlich habe ich mich persönlich dazu bereit erklärt. Erstens heißt das nämlich, dass ich morgen frei habe (und schlafen werde), und zweitens habe ich dann die Hoffnung, dass das alles bis morgen Abend erledigt ist, damit ich ohne schlechtes Gewissen auf das Konzert gehen kann. (Mehr zum Konzert dann wohl Donnerstag oder so.)

  • Pfingsten II

    Es ist schon erstaunlich, wie wir das schaffen: Von ursprünglich fünf geplanten Unternehmungen über Pfingsten sind wir jetzt runter auf null.

  • Benutzt

    Heißt es jetzt eigentlich „benutzen“ oder „benützen“? Jedenfalls finde ich letztere Variante, insbesondere in anderen Formen wie z.B. „benützt“ oder „ausgenützt“ schrecklich. Und ich zweifle ernsthaft daran, dass das die richtige Form von „nutzen“ ist. Hmm.

  • R.I.P.

    [neu] Haaaalloooo, AP-Project! [via Anna und Schockwellenreiter]

    [R.I.P.] Schatzilein, du glaubst gar nicht, wie gerne ich zu Rock im Park gegangen wäre. Aber glaubst du echt, wir bekommen eine Woche vorher noch Karten? Naaa? Siehste! Ich hab’s doch schon längst gesagt, aber es hat mal wieder niemand auf mich gehört.

    [privatsphäre] Nicht, dass hier jemand glaubt, meine Süße und ich würden uns nur noch über dieses Log hier unterhalten. Neinnein, sie sitzt mir gerade gegenüber. Spielt Moorhuhn2 und versucht verzweifelt, die 1000-er Grenze zu überwinden.

    psyma[nachschicht] Jetzt sitze ich doch tatsächlich seit 18 Uhr 30 hier in der Arbeit und muss aufpassen, dass ja alle Mails korrekt versendet werden. Hoffentlich kommt um Mitternacht die Ablösung in Form unseres Praktikanten. Wenigstens habe ich meine Süße überreden können, das mit mir hier durchzustehen. Danke!

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